Genealogie

Mo, 15. Februar 2021, Peter Steiner

Horni (Zofingen, Suhren-, Wynen- und Seetal)

Die Horni sind ein besonders interessantes Aargauer Geschlecht. Das beginnt schon mit ihrem Familiennamen. Man würde «Horniۜ» doch wohl als Spitznamen für einen Hornbläser deuten. Das tat auch der spätere Schöpfer des Familienwappens, der den Namen mit einem Horn symbolisierte. In Wirklichkeit verhält es sich anders. Die ältesten bekannten Namensträger im 15. und 16. Jahrhundert hiessen nämlich von Horn. Das war wie bei so vielen Familiennamen eine Herkunftsbezeichnung. Die nachmaligen Horni müssen von (Romans)Horn am Bodensee gestammt haben. Wie und warum sie in den verhältnismässig entfernten Aargau kamen, lässt sich natürlich nicht mehr rekonstruieren.

Wappen der Horni von Leutwil

Wappen der Horni von Leutwil

Verfolgen wir die lange Geschichte des Geschlechts! Seine Anfänge liegen in Zofingen. Das dortige Jahrzeitbuch mit Einträgen bis ins 15. Jahrhundert zurück nennt auch Hans von Horn, den Stammvater unserer Familie. Im März 1514 wird wieder ein Hans von Horn, mit dem ersten identisch oder sein Sohn, ausdrücklich als Bürger von Zofingen bezeichnet. Im Februar 1530 trat er dort als Zeuge vor Gericht auf. Im April 1568 erscheint in den Quellen nochmals ein Hans von Horn, und zwar als Anstösser an ein Grundsück in Zofingen.

Deutlicher fassbar wird das Geschlecht dank besserer Quellenlage im späteren 16. Jahrhudert. Die Nachkommen lebten nicht mehr in der Stadt, sondern in der Umgebung. Caspar von Horn in Vordemwald und Dorothea Müller heirateten im Juni 1581 und liessen in der Folge mehrere Kinder taufen. Bedeutsam ist dabei, dass Caspar 1582 vom Pfarrer als von Horn eingetragen wurde, ein Jahr später als Horni. Die Identität der beiden Namensformen ist damit zweifelsfrei. Ein Peter Horny lebte zur selben Zeit in Bottenwil. 1582 wirkte er mit andern als Schiedsrichter am Gericht von Btittnau.

Die Horni vermehrten sich äusserst rasch und breiteten sich ersteunlich weiträumig aus. Dabei fällt das rasche Vordringen der Familienzweige in die weiter östlich liegenden Täler auf. Sowohl in Bottenwil wie in Vordemwald hielt sich aber das Geschlecht noch einige Zeit. In der Waldgemeinde wurde die ursprüngliche Namensform von Horn bis in die 1630er Jahre verwendet (Hans und Uli von Horn, ersts1640 Uli Horni). Überall sonst war nur noch «Horni» gebräuchlich. Zur Ausbreitung der Sippe halfen natürlich auch Frauen mit. Drei Beispiele: Anna Horni unbekannter Herkunft gründete um 1610 mit Samuel Erismann in Rued eine Familie Dorothea Horni heiratete um dieselbe Zeit in Gränichen mit Peter Feldman; und Elsi Horni aus Bottenwil folgte 1630 ihrem Ehemann Jagli Soland nacn Reinach. Aber auch die männlichen Horni waren in Bewegung. Uli Horni, bis 1623 in Bottenwil, diente in der Folge in Gontenschwil, woher vermutlich seine Bolliger-Frau stammte, bei Jagli Peter als Müllerknecht. Geörg Horni, wohl ebenfalls aus Bottenwil, lebte zunächst in Schöftland, übersiedelte aber um 1630 nach Birrwil, wo er nicht als Müllerknecht, sondern als vollwertiger Müller arbeitete. Der Bottenwiler Heini Horni heiratete 1630 in Schöftlandf, zog dann aber mit seiner Frau nach Reitnau. Ein Hans Horni unbekannter Herkunft schliesslich verpflanzte das Geschlecht nach Safenwil.

Unter den Nachkommen von Geörg Horni wurde das Müllergewerbe zum Familienkennzeichen. Es enwickelte sich eine richtige Müller-Dynastie. Die Horni durften sich zur sozialen Oberschicht zählen- Geörg war in Birrwil nicht nur Betreiber, sondern auch Besitzer der Mühle. Er zinste dafür der Herrschaft Liebegg 5 Mütt Kernen, 1 Huhn, 2 Hähne und§ 30 Eier. Überdies besass er in Birrwil ein Haus mit ½ Mannwerk Baumgarten.

In Birrwil fand die Müllertätigkeit der Horni nach Geörg allerdings keine Fortsetzung. Der dortge Familienzweig erlosch nach wenigen Generationen. Einzelne Mitglieder wandften sich der Täufergemeinde zu, und eines, Heinrich, setzte sich in die Pfalz ab. Es war Geörgs Sohn Melcher (* 1619), der beruflich in die Fussstapfen des Vaters trat, aber nicht in des Vaters Mühle. Ob sich der alte und der junge Müller nicht gut verstanden? 1645 heiratete Melcher in Reinach die Menzikerin Maria Sager und liess in den folgenden Jahren dort drei Kinder taufen. Anlässlich der Taufe von 1647 erfahren wir, dass Melcher bei Untervogt Huber in Oberkulm diente, offensichtlich als Müllerknecht, denn Huber war der Oberkulmer Müller. Mit der Zeit strebte Melcher aber nach «Besserem». 1659 kaurte er ein Haus samt dem Bürgerrecht in Leutwi. Ob er dort auch Wohnsitz nahm, ist nicht klar. Er arbeitete zunächst als Lehenmüller in Boniswil (1661 erwähnt), dann auf der Hofmühle in Seengen, wo er 1674 sein abwechslungsreiches Leben beendete.

Leutwil erhielt für die Horni eine besondere Bedeutung. Während all die vielen anderweitigen Zweige mit der Zeit erloschen, blieb der Leutwiler Zweig erhalten. Alle heute lebenden Horni sind Bürger von Leutwil, wenn auch niemand mehr dort wohnt.

Melcher Horni hatte drei Söhne, von denen aber der älteste, Jacob, schon mit 15 Jahren starb. Der zweite, Melcher, ergriff einen für die Familie atypischen Beruf: Er wurde Schulmeister in Leutwil. Doch Hans, der dritte Sohn, setzte als Müller die Familientradition fort. Wir stützen uns hier auf die Darstellung von Raoul Richner im Mühlen-Buch der HVW. Hans war zunächst während zwei Jahrzehnten als Müller in Boniswil tätig. Als er aber 1690 mit der Seonerin Gabriela Gruner eine zweite Ehe eingegangen war, wechslte er auf die Mühle am Heimatort seiner Frau. Hans hatte wiederum drei Söhne, und in diesem Fall ergriffen alle drei den Beruf des Lehenmüllers. Jakob arbeitete in Schöftland, Rudolf in Wildegg, Hans als Nachfolger seines Vaters in Seon.

Damit beenden wir den Überblick über die ereignisreiche Horni-Geschichte.

  • Dokument

    • Titel:
      Horni (Zofingen, Suhren-, Wynen- und Seetal)
    • Autor:
      Peter Steiner, Reinach
    • Veröffentlichung:
      15. Feb. 2021
    • Download:
  • Quellen

    • Diverse Zofinger Quellen (gedruckt)
    • Urkunden Aarburg (gedruckt)
    • Kirchenbücher der erwähnten Pfarreien
    • Gerichtsmanual Trostburg
  • Literatur

    • Raoul Richner, Müllersippen in der frühen Neuzeit, in Die Mühlen im Wynental und seiner Umgebung, HVW 2007/08.
    • Peter Steiner. Aargauer in der Pfalz, Beträge zur Aargauer Geschichte Band 16. HGA 2009.