Genalogy

Wed, 14. July 2021, Peter Steiner

Fäs (Oberkulm, Schöftland)

Die heute vor allem in Oberkulm und in Schöftland ansässigen Fäs oder Faes gehören zu den Familien, die sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lassen. Allerdings lebten sie damals unter der Namenform Vesant oder allenfalls Vesen. Über die Entstehung und Bedeutung des Namens ist uns nichts bekannt.

Die Vesant begegnen uns im 15. Jahrhundert einerseits im später luzernischen Niederwil, anderseits in Reinach. Es waren zweifellos Verwandte. Sie gehörten der illustren Oberschicht an und bekleideten bedeutende Ämter. Uly Väsen und Heini Vesent in Niederwil waren zu nicht genau genanter Zeit Vögte der Herren von Rynach in deren Vogtei Rickenbach.1 In Reinach, das damals mit Pfeffikon und Menziken kirchlich und landwirtschaflich verbunden war, amtete Hensli Vesant vermutlich 1437 als Richter und Heini Vesant 1443 als Untervogt. Heini hatte einen Bruder Erni, der in Aarau sesshaft war.2

Hensli Vesen wird auch 1553 als Gutsbesitzer in Reinach erwähnt.3 Im gleichen Jahr einigten sich Untervogt Heini Vesant und die Kirchgenossen der Pfarrei Pfeffikon mit dem Stift Beromünster, das in der Pfarrei den Getreidezehnten bezog, an Stelle des traditionellen Zehntmahls künftig eine Geldsumme von 5 Pfund zu erhalten.4 Das Untervogtsamt in Reinach muss längere Zeit in der Hand der Familie Vesant geblieben sein. Auf Heini Vesant den alten folgte spätestens 1466 Heini Vesant der jung, wohl der Sohn.

Wappen der Fäs von Schöftland

Wappen der Fäs von Schöftland

Wappen der Fäs von Oberkulm

Wappen der Fäs von Oberkulm

Weitere Hinweise auf die Familien Vesant in Reinach und in Niederwil haben sich nicht erhalten. Irgendwann müssen sie an beiden Orten verschwunden sein. Dafür trat das Geschlecht seit dem frühen 16. Jahrhndert in Oberkulm auf. Es handelte sich zweifellos um Abkömmlinge des Reinacher Zweiges. Darauf deuten schon die gleichen Vornamen Hans und Heini. Als Nachfolger eines 1482 in Oberkulm erwähnten Gutsbesitzers einer andern Familie wird Heini Vessen genannt. 1536/39 lebte am gleichen Ort ein Hans, der abwechslungsweise Vesen, Väsen und Ves geschrieben wurde.5 Die beiden – Vater und Sohn? – sind die Stammväter des bis heute in Oberkulm vertretenen Fäs-Geschlechts.

Im seit 1560 geführten Kulmer Taufrodel erscheint unser Geschlecht von Anfang an. 1561 trat dort Hans Fäß als Vater eines Täuflings auf, und Barbel und Anna Fäß wirkten als Patinnen. Wir verfolgen die Geschlecht in Kulm nicht weiter, verweisen aber auf Übersiedlungen an andere Orte. In den 1570er Jahren wohnte ein Heinrich Fäs mit seiner Familie in Seengen. 1624 setzte sich die Familie auch in Unterkulm fest. Im Dezember 1680 begründete der Kulmer Jacob Fäs durch die Heirat mit einer Frau aus Schöftland dort einen neuen, die Zeiten überdauernden Zweig. 1737 bezahlte Hans Fäs aus Kulm der Gemeinde Scherz ein Einzugsgeld von 100 Pfund. Zeitweise lebten Fäs-Familien auch in Birr, Thalheim und Windisch.

  • Dokument

    • Titel:
      Fäs (Oberkulm, Schöftland)
    • Autor:
      Peter Steiner, Reinach
    • Veröffentlichung:
      14. July 2021
    • Download:
  • Quellen

    • 1. Melchior Estermannm Rickenbach, S.132
    • 2. StiAB Urkunde 25. StABe A V 1358/30
    • 3. StABe Rodel Burkarts von Hallwyl
    • 4. StiAB Urkunde 25/10
    • 5. StAAg AA 761, Lenzburger Urbar, S.205r, 207r, 214(?)