Genealogie

Mi, 10. Oktober 2012, Raoul Richner

Bruder (Teufenthal)

Die Geschichte der Teufenthaler Familie Bruder beginnt im Jahr 1570, als Hans Bruder und seine Frau, Margret Kröni, in Unterkulm ein Kind zur Taufe bringen. Im Gegensatz zu seiner Gattin, einer gebürtigen Teufenthalerin, war Hans Bruder ein Zuzüger aus dem Seetal. Sein Vater, Marx oder Markus Bruder, der zugleich Stammvater des Seenger und des Teufenthaler Zweigs der Familie Bruder ist, lässt sich seit den späten 1530er Jahren in Seengen nachweisen. Wahrscheinlich war Marx Bruder selbst ein Zuwanderer, der im Dienst der Herren von Hallwyl stand. Der Nachweis der Abstammung von Hans Bruder aus Seengen beruht übrigens auf der Tatsache, dass dieser in Teufenthal auch 'Hans Marx' genannt wurde, wie aus einer Eintragung im Kulmer Taufrodel von 1581 hervorgeht.

Hans Bruder gehörte als Tauner der dörflichen Mittel- oder sogar Unterschicht an. Als er 1581 starb, hinterliess er mindestens vier unmündige Kinder und eine schwangere Frau. Die junge Witwe scheint die schwierige Situation gemeistert zu haben, indem sie sich mit Melchior Hächler wieder verheiratete. Ihre vier Söhne aus erster Ehe erreichten alle das Erwachsenenalter: Hans (*1570), Heinrich (*1574, lebt noch 1630), Jakob (*1576, † 1648/49) und wohl auch Ulrich (*1580, wohl † 1636/37) setzten den Stamm in Teufenthal fort. Da die Kulmer Kirchenbücher 1602 abbrechen, können wir leider die genauen genealogischen Zusammenhänge der folgenden beiden Generationen nicht im Detail nachvollziehen. Während wir von den Familien von Jakob und Ulrich nichts wissen, lernen wir mit Sara Härdi und Maria Fehlmann die beiden vor 1602 genannten Ehefrauen von Hans bzw. Heinrich gerade noch kennen.
Von den vier Gebrüdern scheint es Jakob Bruder wirtschaftlich am besten ergangen zu sein: Als erster namentlich bekannter Wirt in Teufenthal (erwähnt 1620 und 1646) schaffte er den Aufstieg in die dörfliche Oberschicht. Heinrich fungierte einige Zeit als Weibel des Gerichts Trostburg (erw. 1617).

Die Bruder vermehrte sich in der dritten und vierten Generation stark. In den Gerichts- und Rechnungsakten haben mehrere erwachsene Bruder-Männer Spuren hinterlassen: Wir hören von den Gebrüdern Joggli und Hans (erwähnt 1632), von einem Thüring (erw. 1636), von einem Sebastian (erw. 1646), von einem Uli († 1651/52), von einem Markus (erw. 1656), von einem Wolfgang (*1599, Heinrichs Sohn, erw. bis 1656) und von einem Adam († 1668/69).
Angesicht dieser grossen Zahl an potentiellen Familienvätern ist es wenig überraschend, dass die Bruder im 17. Jahrhundert nach den Hächler zum zweitgrössten Teufenthaler Geschlecht avancierten.

Wappen von Samuel Bruder, 1797

Wappen von Samuel Bruder, 1797

Mit dem Schneidermeister Hans Heinrich Bruder (*ca. 1639, † 1720) lernen wir den für Teufenthal bis dahin prägendsten Vertreter der Familie Bruder kennen. Er amtete zwischen 1707 und 1719 als Statthalter des Gerichts Trostburg und nahm zudem während stolzen 36 Jahren (1684-1720) Einsitz im Kulmer Chorgericht. Nach seinem Tod blieb einer der beiden Teufenthaler Sitze weiterhin mit einem Familienmitglied besetzt, mit dem Schulmeister Heinrich Bruder, der diesem Gremium seinerseits mindestens 30 Jahre (erw. bis 1751) angehören sollte.

Die stets recht zahlreichen Bruder spielten auch in der Folge als Vorgesetzte, Weibel, Chorrichter oder Kirchmeier eine Rolle im Teufenthaler Dorfleben. Namentlich sei noch Samuel Bruder genannt, der 1797 das stattlichste Bürgerhaus Teufenthals errichten liess, an welchem auch sein Familienwappen prangt (heute Garage Kohler an der Dorfstrasse).

  • Dokument

    • Titel:
      Bruder (Teufenthal)
    • Autor:
      Raoul Richner, Buchs
    • Veröffentlichung:
      10. Okt. 2012
    • Download:
  • Quellen

    • Kirchenbücher Kulm
    • Gerichtsmanuale Trostburg (Mikrofilme im StAAG und StAAG AA/2219)
    • Amtsrechnung der Grafschaft Lenzburg (StAAG AA/0830 ff.)
    • Dokumentation zur Familie Bruder von Seengen (StAAG NL.A-0016/0018)