Genealogie

Di, 25. Februar 2003, Peter Steiner

Aeschbach (Wynen-, See-, Bünz-, Suhrental)

Als Hans Aeschbach 1620 in Murg bei badisch Laufenburg zur Welt kam, ahnte niemand, dass er zum Stammvater eines weit verbreiteten und besonders interessanten Geschlechts im Berner Aargau werden sollte. Die Eschbach - so wurde der Name zu der Zeit geschrieben -, waren damals um Laufenburg schon stärker verbreitet. Jedenfalls waren sie ausser in Murg auch in Hochsal vertreten. Als namengebender Ursprungsort ist der Weiler Eschbach nördlich Waldshut zu vermuten.
Es waren die Wirren des 30jährigen Krieges, die den jungen Aeschbach aus seiner Heimat vertrieben. Als reformierter Glaubensflüchtling - Süddeutschland wurde gewaltsam rekatholisiert - kam er nach Brugg und heiratete 1643 die dortige Bürgerstochter Verena Meyer. Der gelernte Schmied scheint in der Stadt auf Dauer keine passende Arbeitsstelle gefunden zu haben.

Wappen der Aeschbach von Reinach

Wappen der Aeschbach von Reinach

Wappen der Aeschbach von Leutwil

Wappen der Aeschbach von Leutwil

So zog er im gleichen Jahr mit seiner Frau weiter südwärts nach Reinach. Hier konnte er als Lehenschmied (Pächter) selber einen Betrieb leiten. Das bernische Landrecht erwarb er erst 1666 für 10 Gulden. Bürger von Reinach wurde er hingegen nicht; er blieb Hintersässe, weil er über kein eigenes Haus verfügte. Käuflich aber war offensichtlich keine der Reinacher Schmieden. So freute sich Hans Aeschbach, als es seinem Sohn Fridli 1678 gelang, die Leutwiler Schmiede zu erwerben. In vorgerücktem Alter nahm Hans nochmals einen Ortswechsel vor und stand für die letzten Lebensjahre einem familieneigenen Betrieb vor. 1679 erhielt er für wiederum 10 Gulden auch das Leutwiler Bürgerrecht. Fünf Jahre später schloss «der Huffschmidt von Lüthwei» seine Augen für immer.

Hans Aeschbach hinterliess fünf Söhne und eine Tochter, die inzwischen alle eine eigene Familie gegründet hatten, und eine grosse Schar von Enkelkindern. Das Geschlecht vermehrte sich ausserordentlich rasch. Die dritte Aeschbach-Generation zählte später bereits 14 Familienväter. Etwas anderes war aber noch viel bemerkenswerter. Hans Aeschbach hatte nicht nur den Grund für eine neue blühende Aargauer Familie gelegt, sondern zugleich den für eine einmalige Schmiede-Dynastie. Alle fünf Söhne von Hans waren in ihres Vaters Fussstapfen getreten, hatten das Schmiedehandwerk erlernt und wurden mit der Zeit Meister in einer eigenen Werkstatt: Hans in Hendschiken, Fridli in Leutwil, Jakob auf der Burg, Heinrich in Reinach und Jörg in Gontenschwil. Dabei blieb es nicht. Der Beruf des Hufschmieds vererbte sich über Generationen hinweg in allen Familienzweigen.

Wappen der Aeschbach von Burg

Wappen der Aeschbach von Burg

Wappen der Aeschbach von Hendchiken

Wappen der Aeschbach von Hendchiken

Teils bis ins 20. Jahrhundert hinein werkten immer wieder zahlreiche Aeschbach-Männer an Ambos, Esse und Blasbalg. Von den genannten 14 Enkeln übten 11 den angestammten Beruf aus, ein zwölfter war Nagelschmied. Unter den Urenkeln gab es später mindestens 14 Hufschmiede. Nach einer Statistik von 1762 befanden sich damals von den gut 60 Schmiede-Werkstätten des Berner Aargaus 11 in Aeschbach-Hand: je zwei in Reinachund in Kölliken, je eine in Burg, Gontenschwil, Zetzwil, Leutwil, Dürrenäsch, Hendschiken und Hirschthal. In einigen davon fanden gleichzeitig zwei Brüder ihr Auskommen. Auf weiteren Schmieden wirkten Familienglieder im Laufe des 18. Jahrhunderts zeitweise als Lehenschmiede, beispielsweise in Beinwil, Hallwil, Seon, Gränichen, Küttigen.

Wenn sich die Aeschbach nicht nur zahlenmässig, sondern auch räumlich im Aargau rasch ausbreiteten, hing das mit der Konzentration auf den einen Beruf zusammen. Schmieden gab es in einem Dorf aus Konkurrenz- und Konzessionsgründen nicht beliebig viele. Wenn mehrere Söhne aus einer Familie den Schmiedehammer schwingen wollten, mussten sich die «überzähligen» anderswo nach einem geeigneten Betrieb umsehen.
Abschliessend nochmals ein Blick auf die Verzweigung des Geschlechts! Die vier älteren Söhne des Stammvaters Hans begründeten je einen dauerhaften, starken Familienzweig mit Bürgerrecht in Hendschiken, Leutwil, Burg und Reinach. Einzig der Gontenschwiler Zweig von Jörg Aeschbach erlosch im 19. Jahrhundert wieder.

Wappen der Aeschbach von Staffelbach

Wappen der Aeschbach von Staffelbach

Wappen der Aeschbach von Schlossrued

Wappen der Aeschbach von Schlossrued

Der Zweig des ältesten Bruders, Hans junior, zerfiel in zwei deutlich zu unterscheidende Linien. Von den beiden Söhnen blieb nur Hans Jakob in Hendschiken. Sein älterer Bruder Rudolf hingegen verpflanzte das Geschlecht nach vorübergehender Tätigkeit in Beinwil und Rupperswil ins Suhrental. Das Hendschiker Bürgerrecht hatte er nicht erworben; er erwarb überhaupt keines. Er und seine Nachkommen in Kölliken, Hirschthal und Dürrenäsch blieben Landsassen (bernische Staatsbürger ohne Ortsbürgerrecht). Einzig einem Enkel von Rudolf gelang es, sich in Staffelbach einzukaufen. Ein anderer Nachkomme wurde noch später Bürger von Schlossrued.
An den meisten alten Aeschbach-Orten ist das Geschlecht bis heute vertreten. In Hendschiken ist es verschwunden.

  • Dokument

    • Titel:
      Aeschbach (Wynen-, See-, Bünz-, Suhrental)
    • Autor:
      Peter Steiner, Reinach
    • Veröffentlichung:
      25. Feb. 2003
    • Download:
  • Literatur

    • P. Steiner, Aeschbach, in Reinach, 1000 Jahre Geschichte, S. 282 f.
    • Die alten Familien von Gontenschwil, Jahrbuch 2000 der HVW, S.21 ff.